4.8.2025
Office closed! Die gesamte Belegschaft des Dekanats, der HGSFP und des Prüfungssekretariats hat sich am vergangenen Montag auf den Weg gemacht, um die Physik rund um den Königstuhl zu erkunden. Ein Teamausflug, bei dem wir nicht nur spannende Einblicke in zwei außergewöhnliche Institute bekommen haben, sondern auch mal die Gelegenheit hatten, uns jenseits des Büroalltags zu begegnen.
Gestartet sind wir im Haus der Astronomie, der in Beton gegossenen Galaxie auf dem Gelände des Max Planck Instituts für Astronomie. Klaus Tschira ließ sich nicht lumpen, als er dieses Lehr- und Lerngebäude spiralförmig um ein Planetarium herum bauen ließ. Und natürlich gibt es hier auch ein Schwarzes Loch – in Form eines winzigen Stickers nämlich, der auf der Lehne eines Sitzes genau im Zentrum des Baus klebt.
Von dort und in etwa der gleichen Zeit, in der wir vorher mit dem Bus 39 vom Bismarckplatz zum Gipfel des Königstuhls hinaufgeklettert sind, schickte uns Magdalena Vukojevic bis an den Rand des Universums. Eine faszinierende Reise durch Zeit und Raum, vorbei an unseren Nachbarplaneten, durch Sternhaufen und Galaxien.
Nächster Halt: Max-Planck-Institut für Kernphysik. Was wir vorher im Planetarium bestaunen durften, wurde hier durch Experimente greifbar gemacht – oder zumindest fast. Renate Hubele zeigte uns die Vielfalt der aktuellen Forschung: von jahrzehntealten Versuchsaufbauten (aka Kabelverhau) über faszinierende Linsenwälder an optischen Tischen bis hin zu Großgeräten wie dem Cryogenic Storage Ring. Der CSR ist ein weltweit einzigartiger Speicherring, der dank ausgeklügelter Kühltechnik fast bis auf den absoluten Nullpunkt heruntergekühlt werden kann. Hier lassen sich Ionen minutenlang in einer nahezu störungsfreien Umgebung speichern – ideal für präzise Experimente mit Teilchenkollisionen. Besonders beeindruckend: die Kommandozentrale des CSR mit ihrer Vielzahl an Monitoren – ein Ort, der auch einer Raumfahrtmission gut zu Gesicht stünde!
Unbedingt erwähnenswert ist übrigens auch die ganze Botanik rund um das MPIK. Wolfgang Gentner, der das Institut 1958 hier auf den Berg brachte (im Neuenheimer Feld gab es schlicht keinen Baugrund für den riesigen Beschleuniger – oder war es eher der Respekt vor dem strahlenden Ungetüm?), hat aus der Not eine Tugend gemacht und einen wundervollen Park angelegt. Hier wächst ein veritables Arboretum, mit Exoten von Libanonzeder bis Mammutbaum!
Und die alten Römer? Die kamen ins Spiel, als wir mehr über das XENON-Experiment erfuhren. Es sucht tief unter dem Gran-Sasso-Massiv nach Spuren von Dunkler Materie, genauer gesagt nach sogenannten WIMPs (Weakly Interacting Massive Particles). Für Versuchsaufbauten wie diese braucht es jedoch extrem „sauberes“ Material: unberührtes Metall, das nicht radioaktiv belastet ist. Seit den oberirdischen Atomtests des 20. Jahrhunderts ist das schwer zu finden. Die Lösung? Antike Nägel und Beschläge aus römischen Galeeren – geborgen vom Meeresgrund und recycelt für moderne Teilchenphysik. Archäologie trifft Hochenergiephysik: ein bemerkenswertes Beispiel für interdisziplinäres Upcycling.
Und obwohl das XENON-Experiment bisher noch keine dunkle Materie entdeckt hat, bringt jeder Zwischenschritt neue Erkenntnisse. Ganz im Sinne einer charmanten Wissenschaftsweisheit, die uns mitgegeben wurde: „If after a few failures you start to fail in a different way, it means you have made progress.”
Was bleibt? Ein Tag voller Staunen, guter Gespräche, und nicht zuletzt das Gefühl, als Team gewachsen zu sein. Ein herzliches Dankeschön an Markus Pössel, Carolin Liefke, Magdalena Vukojevic und Renate Hubele für die vielen spannenden Einblicke!